Wie oft erlaubst du dir, Mensch(lich) zu sein?

  • Warum sind wir auf dieser Welt?
  • Was ist der höhere Sinn?
  • Wie können wir uns selbst verwirklichen?
  • Was können wir an unserem Leben noch optimieren?
  • Wie können wir noch mehr rausholen aus der Zeit, die wir haben?

Manchmal habe ich das Gefühl, dass der „marktgerechte Mensch“ vergessen hat, was es eigentlich bedeutet ein Mensch zu sein. Ich hatte das Glück im Sabbatical viel Zeit zum nachdenken zu haben und durfte im Rahmen meiner Coaching-Ausbildung auch viel über das Thema ‚Mensch(lich) sein‘ erfahren bzw. wurde auf meinem Weg, den ich schon einige Zeit gehe, bestätigt.

In dieser Ausbildung haben einige Menschen durch ihre offene Art andere angesteckt, ihre Masken abzunehmen und so haben nach und nach alle Teilnehmer angefangen sich 100% ehrlich zu zeigen. Ohne etwas sein zu müssen. Ohne es anderen recht machen zu müssen. Ohne verurteilt zu werden.

Wir durften sein wie wir sind und jeder hat sich um sich und seine Bedürfnisse gekümmert. Für Viele war das anscheinend eine neue Erfahrung. Auch ich habe mich in der Vergangenheit manchmal in der Arbeit verloren. Nicht, dass die Arbeit an sich ein Problem ist, doch die Frage ist wie wir uns in der Arbeit verhalten.

Meiner Meinung nach sind Firmen erfolgreicher, in denen Mitarbeiter Mensch sein dürfen.

Aber was heißt es denn überhaupt Mensch zu sein?

Herzlichkeit

Ich glaube als Kinder im Kindergarten dürfen wir noch ganz gut mit uns und unseren Bedürfnissen verbunden sein. Und dann beginnt die 1. Klasse – und auf einmal werden wir bewertet und vergleichen uns mit anderen Schülern, die besser oder schlechter sind als wir.

Aber was heißt denn bitte schlechter oder besser?

Wer beurteilt das überhaupt und anhand von was? Diese Kriterien und Rahmenbedingungen sind ja in gewisser Weise auch sinnvoll, um irgendeine „objektive“ Vergleichbarkeit herzustellen. Aber was wir da genau vergleichen, könnten wir vielleicht mal in Frage stellen. Diese Rahmenbedingungen führen dazu, dass wir unseren Wert abhängig von der Bewertung anderer machen bzw. glauben wir dadurch, dass unser Wert nur im Außen zu finden ist. Aber ist das so?

Kann ein Mensch überhaupt mehr wert als ein anderer sein? Wann ist man denn bitte besser? Wenn man besser aussieht, mehr arbeitet, freundlicher, hilfsbereiter oder kreativer ist oder wenn besser rechnen kann oder oder oder…?!?

Hier merkt man schon, dass es unzählige Fähigkeiten und Eigenschaften gibt und es gibt selten Menschen, die alles zu 100% in sich tragen. Wir probieren aber genauso gut rechnen zu können wie ein anderer oder wir machen uns schlecht, wenn wir nicht so gut malen können wie der Nachbar oder wenn wir nicht so schlank sind wie die Kollegin oder oder oder. Ich denke, dass jeder mal mehr, mal weniger dazu neigt sich zu vergleichen. Doch wir vergleichen hier Dinge, die so individuell sind und wenn einer vermeintlich etwas besser kann, vergessen wir, dass dieser Mensch andere Dinge eventuell gar nicht kann usw.

Das Einzige, das beim Vergleichen passiert, ist, dass wir uns meistens danach nicht unbedingt besser fühlen. Es gibt natürlich auch Personen, die sich besser und anderen gegenüber überlegen fühlen, doch das ist nur ein sehr kleiner Prozentsatz.

Alle anderen tragen dieses Gefühl in sich nicht genug zu sein. Aber jetzt kommt hier mal ein ganz einfacher Fakt: Wir sind alle Menschen und kommen auf die Welt mit einer individuellem DNA-Mischung. Zu unterschiedlichen Zeiten am Tag und in unserem Leben haben wir unterschiedliche Bedürfnisse und wir alle teilen die gleichen Grundbedürfnisse:

  • Wir möchten zugehörig sein,
  • Nähe spüren,
  • aber auch unsere Freiheiten genießen
  • und wir möchten uns entwickeln und entfalten.

All diese Bereiche sind für jeden Menschen wichtig und jeder füllt diese Bereiche individuell für sich aus. Schwierig wird es nur, wenn unser inneres Zugehörigkeitsgefühl so schwach ausgeprägt ist, dass wir alles versuchen, um in irgendeiner sozialen Gruppe dazuzugehören. Wir verlieren uns… Das kann passieren bei Freunden, Familie, in der Arbeit, beim Partner,…

Achtest du auf deine eigenen Bedürfnisse und kommunizierst sie auch?

Jeder Mensch hat das Bedürfnis nach Nähe, das bei einem mehr und beim anderen weniger stark ausgeprägt ist. Als Gegenpol zu Nähe steht die Freiheit und die Autonomie. Auch hier brauchen wir eine Balance. Und natürlich ist einer eher nähesuchend und ein anderer eher freiheitsliebend.

Und schlussendlich möchte einfach jeder so angenommen sein wie er/sie ist. Oft haben wir aber das Gefühl, dass wir nicht gut genug sind und immer etwas leisten müssten, um angenommen zu werden. Das kann an Erziehungsmustern in der Kindheit liegen, aber durchaus auch aufgrund unserer gesellschaftlichen Prägung in Schule und während der Arbeit usw. passiert sein.

Selbstverantwortung als Erwachsener

Aber das Schöne ist, dass wir, wenn wir erwachsen sind, einen freien Willen haben und nicht mehr nur passive Opfer unserer Umstände sind.

Sicherlich kann nicht jeder mal einfach so alle äußeren Umstände ändern, aber wir haben alle die Möglichkeit unsere eigenen Vorstellungen und Ansprüche an uns selbst zu verändern. Wenn wir nämlich erstmal lernen uns so anzunehmen wie wir sind, wird das Leben viel leichter. Und das heißt gar nicht, dass man nichts mehr macht, sondern dass man das, was man macht, aus innerer Überzeugung tut und nicht, um Wertschätzung von Außen zu erhalten (Nächste Karrierestufe, mehr Geld, Lob von anderen Menschen, Zugehörigkeit,…).

Jeder hat den gleichen Wert

Man lebt für sich und „darf einfach sein“. Denn alle Menschen sind ja vom Wert gleich. Wir alle kommen auf die Welt als Menschen und wir gehen von der Welt als Menschen. Der reine Wert eines jeden Menschen ist also erstmal gleich. Wenn wir das verinnerlichen und uns auf uns selbst und unsere individuellen Charakteristika besinnen und entsprechend unserer Bedürfnisse handeln, werden wir automatisch zufriedener, auch wenn wir noch gar nichts im Außen verändert haben. Und wenn wir einmal innen gefestigt sind, haben wir auch keine Probleme mehr unser Außen zu verändern, wenn wir dazu Lust haben – aber auch nur dann 🙂

Wenn wir uns selbst annehmen können wie wir sind, wird auch das rastlose Suchen nach einem Sinn und das ehrgeizige Vorwärtsrennen nachlassen.

Linda Salomo

Wir entwickeln uns dann immer noch, doch wir tun es eben nicht, um uns selbst oder anderen etwas zu beweisen, sondern weil wir einfach Lust auf die Sache haben. Und wenn wir an dem Punkt sind, werden wir auch erfolgreich sein.

Toleranz und Wertfreiheit

Denn alles, was wir mit Lust machen, kann nur gut werden. Andere Menschen merken es, wenn wir es ehrlich meinen und etwas nur seiner selbst wegen machen.

Was können wir selbst tun?

Wir sind Bestimmer von Energie. Wir können unseren Fokus auf Dinge lenken, die uns ärgern, die wir nicht fair finden, die uns runter ziehen,…

Oder wir schauen mal einfach danach, was wir gerade brauchen, was wir gerne tun und stecken unsere Energie in diese Dinge. So setzen wir dies Schritt für Schritt mehr um, indem wir auf unsere Bedürfnisse achten:

  • Möchte ich Ruhe? Möchte ich aktiv sein?
  • Möchte ich kreativ sein? Vielleicht etwas malen?
  • Möchte ich ein neues Softwareprogramm schreiben?
  • Möchte ich mit meiner Familie gemütlich Essen gehen?
  • Möchte ich…?

Es kann so unterschiedlich sein. Und oft machen wir eben das, was gerade von uns verlangt wird und nicht wofür wir selbst stehen oder worauf wir gerade Lust haben. Und natürlich kann jetzt nicht jeder nur noch durch die Welt gehen und ausschließlich auf sich achten. Doch wir sollten zumindest mit Menschen in unserem Umfeld ehrlich über unsere Bedürfnisse und Wünsche sprechen. Dann haben andere auch die Möglichkeit darauf einzugehen. Und da wir ja alle eigentlich soziale Wesen sind, sollte das auch prinzipiell funktionieren, solange die Menschen um uns herum es genauso ehrlich mit uns meinen. Umso mehr Menschen ehrlich zu sich und anderen sind, desto besser gelingt das Zusammenleben. Wenn wir uns so zeigen dürfen wie wir sind und so akzeptiert werden, wird es auch weniger Dramen und Streitigkeiten geben.

Wir sind offen und so geben wir anderen die Möglichkeit uns zu verstehen und darauf Acht zu geben. Wenn Menschen bei diesen Spielregeln nicht mitspielen wollen, würde ich sie aus meinen sozialen Kontakten entfernen. Natürlich kann ich das nicht in all meinen Lebensbereichen einfach so tun, doch dort, wo ich es kann, sollte ich es auch tun. Niemand braucht Menschen in seinem Leben, die der eigenen Entwicklung schaden. Distanz kann auch unterschiedliche Facetten haben. Eventuell kann ich mich auch in Abgrenzung üben – Das heißt, dass die Worte oder Taten des anderen Menschen mich nicht mehr beeinflussen und ich trotzdem bei mir selbst bleiben kann. Ebenso muss Distanz nicht auf ewig sein. Manchmal benötigt es auch nur eine temporäre Distanz, um sich dann wieder anzunähern.

Was können Unternehmen tun?

Unternehmen sollten verstehen, dass es wichtig ist, seine Mitarbeiter stärkenorientiert einzusetzen und auf ihre Bedürfnisse zu achten. Wenn sich Mitarbeiter akzeptiert und angenommen fühlen und „gesehen werden“ – wenn sie sich nicht selbst bei der Arbeit verlieren müssen, dann werden sie eher im Unternehmen bleiben. Sie werden motiviert sein. Also sprecht mit euren Mitarbeitern und interessiert euch wirklich dafür, was sie antreibt und was ihnen vielleicht auch Sorgen bereitet.

Es ist eigentlich recht einfach, motivierte Mitarbeiter zu haben. Achtet sie als Menschen und behandelt sie so. Seht mal hin, fragt mal nach, hört mal zu. Und nicht – weil es ein Prozess vorschreibt – sondern weil ihr es wollt und weil es absolut notwendig ist, um gute Mitarbeiter in der Firma zu halten.

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