Wer ist dir wirklich wichtig im Leben und wie könnt ihr euch besser verstehen lernen?

Wann habt ihr euch das letzte Mal richtig Zeit für euch und wichtige Personen in eurem Umfeld genommen? Welche Menschen möchtet ihr gern besser kennenlernen beziehungsweise verstehen?

Wir verbringen sehr viel Zeit damit uns selbst, andere und den Alltag zu organisieren. Aber wann hast du dir das letzte Mal bewusst Zeit genommen, mit dem besten Freund, der besten Freundin, dem Partner, der Mutter, dem Vater oder wem auch immer offen zu sprechen? Und dabei meine ich nicht Themen wie das Wetter. Ich meine Sprechen im Sinne von sich mitteilen und zuhören.

  1. Was bewegt uns selbst?
  2. Was bewegt unsere Liebsten?
  3. Weißt du das oder glaubst du nur zu wissen wie es in den Menschen aussieht? Im Alltag haben wir ja doch oft eine Maske statt uns ehrlich zu zeigen.
  4. Weißt du überhaupt, was dich im Moment selbst am stärksten bewegt?
  5. Nimmst du dich und deine Bedürfnisse überhaupt wahr?

Um dich selbst und wichtige Menschen in deinem Leben auf einer tieferen Ebene zu verstehen, kann das Zwiegespräch eine wunderbare Methode sein.

In meiner eigenen Beziehung haben wir oft Gespräche, die in die Tiefe gehen und in der ich zum Beispiel beschreibe, was mich bewegt, welche Gefühle in mir schlummern oder welche Träume ich habe. Das Zwiegespräch habe ich allerdings noch nie als bewusste Methode gewählt, finde den Ansatz aber so brillant wie einfach. Durch das bewusste wechselseitige Einfühlen in die andere Person können Partnerschaften, Freundschaften und andere Beziehungen mehr Tiefgang erreichen.

Aber was genau ist denn jetzt dieses Zwiegespräch?

Zunächst dachte ich bei dem Begriff an etwas Negatives oder an Streit. Es ist aber im Endeffekt genau das Gegenteil davon.

Man nimmt sich 90 Minuten füreinander Zeit, in der keinerlei Ablenkung stattfinden darf! Diese 90 Minuten werden dann in 6 x 15 Minuten aufgeteilt. Jeder erhält 3 x 15 Minuten Redezeit. Innerhalb dieser Redezeit darf der Sprechende dann auf die innere Frage: „Was bewegt mich im Moment am stärksten?“ antworten.

Man spricht über Gefühle in der Beziehung, Konflikte (z.B. am Arbeitsplatz) oder Wünsche und Träume. Wichtig ist, dass man in den 15 Minuten nur von sich selbst spricht und wie man sich, den anderen und die Beziehungen aus der Ich-Perspektive erlebt. Es geht nicht darum, dem anderen Vorwürfe zu machen, sondern einfach nur seine subjektive Sicht auf die Welt kundzutun, damit der Gesprächspartner einen Blick dafür bekommen und eventuell seine eigene Perspektive ändern kann. Das muss aber nicht das Ziel sein.

Im Endeffekt dient das Zwiegespräch dazu, uns selbst mitzuteilen und die Themen, die uns bewegen, gemeinsam zu teilen und zu empfinden. Umso mehr wir uns im Gespräch öffnen, desto besser können wir einander miterleben und verstehen.

„Reden ist Silber, Schweigen ist Gold“ – die Selbstwahrnehmung als Basis

Es ist aber auch möglich, dass derjenige, der gerade den Rede-Part hat, auch schweigt, denn zunächst müssen die eigenen Gedanken und Gefühle wahrgenommen werden. Erst danach kann ich mich dem Gesprächspartner mitteilen.

Nach 90 Minuten ist das Zwiegespräch beendet.

Man diskutiert dann nicht mehr über das Gesagte, sondern lässt es einfach sacken. Das ist für mich zum Beispiel etwas Neues, denn ich habe ein Talent Dinge kaputt zu diskutieren. Von daher finde ich den Gedanken des aktiven Sprechens und Zuhörens sehr spannend.

Im Zwiegespräch möchten wir nicht den anderen von etwas überzeugen. Es geht einfach nur darum die eigene Gefühlswelt und persönliche Gedanken nach Außen zu tragen.

Wertfreies Zuhören

Der Zuhörende nimmt das Gesagte wertfrei auf, um ein besseres Verständnis für den Partner zu entwickeln.

Dieser Grundgedanke des Zwiegesprächs ist wunderbar, denn so sind wir auch bewusst mehr beim Gegenüber statt uns mit den eigenen Gedanken und Sorgen zu beschäftigen.

Hier nochmal ein paar wichtige Regeln zusammengefasst:

  1. 90 Minuten Zeit einplanen: 3 x 15 Minuten für jeden
  2. Formulierungen nur in ICH-Form – keine negativen Aussagen oder Vorwürfe über den Partner – nur über eigene Gefühle und Wünsche sprechen (Welche Gefühle sind eventuell wiederholend oder welche hast du ggf. schon in anderen Situationen erlebt? Haben diese wirklich mit dem Partner zu tun oder verraten sie dir etwas über dich selbst?)
  3. Stelle keine Fragen! Der Partner sollte frei reden können und nicht durch dich in eine Richtung geleitet werden. Dann vergisst er/sie ggf. auch was er/sie sagen wollte.
  4. Erteile keine Ratschläge! Es geht nicht darum, dem anderen schlaue Tipps zu geben, sondern einfach nur da zu sein und zuzuhören was der andere zu sagen hat. Beim Ratschläge geben sind wir oft bei uns und wollen mit unseren schlauen Tipps dem anderen zu Hilfe kommen. Aber das ja gar nicht unbedingt nötig. Oft möchten wir nur verstanden werden und ein Gefühl von Geborgenheit bekommen. Genau dafür ist ein Zwiegespräch hervorragend geeignet.

Ich denke, dass das Zwiegespräch sehr schwierig sein kann, denn im Alltag kommunizieren wir anders. Umso spannender finde ich es, diese Methode auszuprobieren.

Meiner Meinung ist es wichtig, dass wir uns dem Gesprächspartner gerne anvertrauen und prinzipiell ein gutes Gefühl dabei haben uns diesem zu öffnen. Nur so können wirklich tiefere Ebenen erreicht werden. Ansonsten kratzt ihr wohl nur an der Oberfläche.

Grundsätze für jegliches Miteinander

Folgende Grundsätze bilden die Basis für ein generelles gutes Miteinander:

  1. Du kannst den anderen nie ändern. Das möchtest du vielleicht gerne und vielleicht möchtest du auch das Zwiegespräch dafür nutzen. Nur ist das keine Methode, um den anderen zu ändern. Auch generell hast du keine Macht über andere Menschen. Den einzigen Menschen, den du mit 100% Sicherheit ändern kannst, bist du selbst! Also nutze das Zwiegespräch, um mehr über dich zu erfahren.
  2. Wir versuchen oft, unseren seelischen Schwerpunkt im Gespräch auf den anderen zu projizieren oder zu verschieben. So sind wir im Erleben beim anderen und nicht bei uns selbst. Das machen wir manchmal bewusst, aber auch unterbewusst, wenn wir uns nicht mit uns auseinander setzen wollen. Wir vermeiden uns selbst. Daher ist es so wichtig, bei Ich-Botschaften zu bleiben. Wir sprechen über unsere Gefühle und versuchen herauszufinden, warum das Verhalten anderer Menschen uns teilweise so triggern kann. Ich meine hier alltägliche Situationen und nicht offensichtlich negative Verhaltensweisen wie zum Beispiel Beleidigungen, Beschimpfungen oder Schlagen.

Wenn ihr das Zwiegespräch nutzen wollt, um in euren Beziehungen wieder mehr Tiefgang und Nähe zu erreichen, dann solltet ihr es regelmäßig anwenden – am besten wöchentlich. Bewusste 90 Minuten füreinander können für Nähe und Verbindung sorgen.

So kann auch vermieden werden, dass kleine Reibereien und Störungen sich aufbauschen und irgendwann entladen. Redet regelmäßig miteinander und weniger Störungen werden entstehen.

Ich bin gespannt ob ihr das Zwiegespräch ausprobiert und welche Erfahrungen ihr damit macht. Schreibt dazu gern etwas in die Kommentare!

Seid ehrlich und kommt euch näher 🙂

Herzliche Grüße, Linda

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